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Müller, Darius

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Institut für Septuaginta- und biblische Textforschung
Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel

Raum: Kirchliche Hochschule, C14
Telefon: 02304 3097575 (Home-Office)
E-Mail: mueller[at]isbtf.de | darius.mueller@outlook.com
Anschrift:
Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel
Missionsstraße 9a/b
42285 Wuppertal

Forschungsprojekt


Der griechische Text der Johannesapokalypse und seine Überlieferung. Untersucht anhand der Textstellenkollation und Auswertungsliste in "Text und Textwerk VI. Die Apokalypse"

Mein durch Prof. Dr. Martin Karrer betreutes Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit dem griechischen Text der Johannesapokalypse (Apk) und dessen Überlieferung, die im Vergleich zum Rest des Neuen Testaments diverse Spezifika aufweist. Sie werden sowohl durch das Handschriftenmaterial als auch die Textgeschichte eindrücklich widergespiegelt. Das Augenmerk meiner Arbeit richtet sich schwerpunktmäßig auf die Handschriften der Apokalypse und ihre Texte sowie die Fragen nach der Textkonstitution und -geschichte. Wie aus der Titelfassung hervorgeht, liegt der Untersuchung das jüngst in Text und Textwert zur Apokalypse publizierte Datenmaterial zugrunde. Es umfasst die Kollation aller erreichbaren griechischen Manuskripte an 123 ausgewählten Teststellen und darauf aufbauende Auswertungen, die den Textcharakter wie auch die Beziehungen der einzelnen Handschriften zueinander beleuchten. Aus diesem Vorhaben ergibt sich ein dreiteiliger Aufbau der Arbeit: (1) Zunächst werden die Eigenarten der Handschriften und ihrer Text untersucht; (2) daran schließt sich die textkritisch-theologische Kommentierung der Teststellen mit Hypothesen über die lokale Textkonstitution an und (3) abschließend folgt die Darlegung der sich daraus ergebenden Textgenesis. Letzteres kann natürlich nur subsidiären Charakter haben, da die Untersuchung insgesamt auf der Betrachtung von Einzelstellen basiert und deswegen das Gesamtbild – obschon ansatzweise erkennbar – noch verborgen bleibt.


Obwohl Text und Überlieferung der Apokalypse im 20. Jahrhundert als erstklassig erforscht galten, steht die heutige Wissenschaft der aktuellen Textkonstitution, wie sie in der Standardausgabe Nestle-Aland28 vorliegt, kritisch gegenüber und betrachtet althergebrachte Auffassungen über die Textgeschichte zunehmend mit Skepsis. Josef Schmid, der auf beispielloseweise die griechische Überlieferung der Apokalypse untersuchte und als Schlüsselfigur die Debatte seit Mitte der 1950er weitgehend bestimmt, vertritt die Ansicht, dass sich die gesamte Textgeschichte durch die Annahme von vier größtenteils unabhängigen Texttypen erklärt. Wie jedoch die TuT-Daten zu erkennen geben, fügen sich etliche Handschriften aufgrund ihrer individuellen Textgestalt nicht in das Schmid’sche Texttypensystem ein. Es steht nunmehr zur Disposition, ob einzelne von Schmid postulierte Textformen überhaupt existiert haben bzw. sich in der erhaltenen Überlieferung nachweisen lassen. Der Befund spricht stattdessen dafür, von einer hochkomplexen Textentwicklung auszugehen, die es mithilfe eines spezifischen methodischen Zugriffs aufzuhellen gilt.


Zu diesem Zweck wird das Instrumentarium der sog. Kohärenzbasierten Genealogische Methode (kurz: CBGM) auf das TuT-Datenmaterial zur Anwendung gebracht. Es handelt sich hierbei um einen iterativen wie computergestützten Analyseprozess, der bei den variierten Einzelstellen ansetzt – also dezidiert von Varianten und nicht von vorgefassten Zeugengruppen ausgeht. Zu diesen Einzelstellen werden sog. lokale Varianten-Stemmata, d.h. Hypothesen über die punktuelle Textentwicklung, konstruiert, um davon ausgehend die Genealogie der Überlieferung zunehmend in den Blick zu nehmen. Diese Arbeitsweise vereint mehrere Vorteile, indem sie gewissermaßen parallel zur inhaltlichen Diskussion geschieht, und verspricht dank des Einsatzes einer eigens zu diesem Zweck entworfenen Datenbank die Erforschung verschiedener Fragestellungen. Wegen der materiellen Beschränkungen auf die TuT-Daten stellt die Studie nur eine Simulation der CBGM dar, die eigentlich zur Anwendung auf die Gesamtüberlieferung mit allen variierten Stellen konzipiert wurde. Einige Ergebnisse werden daher einen vorläufigen Charakter haben und vermutlich in Zukunft noch zu präzisieren sein. Gleichwohl gibt die Studie einen fundierten Einblick in das Handschriftenmaterial der Apk, die Probleme der Textkonstitution und nicht zuletzt setzt sie sich wegweisend mit diversen textgeschichtlichen Fragestellungen auseinander..

Weitere Projekte

Biographie


  • 2006-2012: Studium der ev. Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel
  • 2012: Erlangung des wissenschaftlichen Grades eines Magister Theologiae, verliehen durch die Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel; Magisterschrift: Die Gegenwart der Schrift im Neuen Testament. Eine sachkritische und theologische Untersuchung zu den Markierungen der alttestamentlichen Zitate im Neuen Testament.
  • 2012-Gegenwärtig: Promotionsstudium (ev. Theol.) an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel
  • 2012-Gegenwärtig: Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Erstellung einer kritischen Edition der Johannesapokalypse (ECM-Apk), Institut für Septuaginta- und biblische Textforschung, Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel

Publikationen


Peer-Reviewed Artikel in Zeitschriften

  • 2018: Recovering the Lost Contents of PSI X 1166 (GA 0207): Codicological Reflections on a Fourth-Century De Luxe Copy of the Apocalypse, JTS 69 (2018), 83–95, zusammen verfasst mit Peter Malik.

Herausgeberschaften

  • 2017: Text und Textwert der griechischen Handschriften des Neuen Testaments. VI. Die Apokalypse, Teststellenkollation und Auswertungen (ANTF 49), Berlin/New York (zusammen mit Markus Lembke, Ulrich B. Schmid und in Verbindung mit Martin Karrer).
  • 2017: Studien zum Text der Apokalypse II (ANTF 50), Berlin/New York (zusammen mit Marcus Sigismund).
  • 2020: Studien zum Text der Apokalypse III (ANTF 51), Berlin/New York (zusammen mit Marcus Sigismund) (im Erscheinen)

Beiträge in Sammelbänden

  • 2013: Zitatmarkierungen und die Gegenwart der Schrift im Neuen Testament, in: Johannes de Vries/Martin Karrer (Hgg.), Textual History and the Reception of Scripture in Early Christianity/Textgeschichte und Schriftrezeption im frühen Christentum (SBL.CSC 60), Atlanta, GA, 189–199.
  • 2014: Erasmus und die Sonderlesarten des Textus Receptus der Apokalypse, in: Julian Elschenbroich/Johannes de Vries (Hgg.), Worte der Weissagung. Studien zu Septuaginta und Johannesoffenbarung (ABIG 47), Leipzig, 159–187.
  • 2015: Abschriften des Erasmischen Textes im Handschriftenmaterial der Johannesapokalypse. Nebst einigen editionsgeschichtlichen Beobachtungen, in: Marcus Sigismund/Ulrich B. Schmid/Martin Karrer (Hgg.), Studien zum Text der Apokalypse (ANTF 47), Berlin/Boston, 165–268.
  • 2017: Eine deutsche Übersetzung der Scholia in Apocalypsin mit Einleitung, in: Marcus Sigismund/Darius Müller (Hgg.), Studien zum Text der Apokalypse II (ANTF), Berlin/New York, 477–519 (zusammen mit Edmund Gerke).
  • 2017: Die Apokalypse-Handschriften GA 2329 und 2351. Textkritische und textgeschichtliche Beobachtungen zu zwei „ständigen Zeugen für die Apokalypse“ in Nestle-Aland28, in: Marcus Sigismund/Darius Müller (Hgg.), Studien zum Text der Apokalypse II (ANTF), Berlin/New York, 367–408.
  • 2017: Zur elektronischen Transkription von Apokalypsehandschriften: Bericht zum Arbeitsstand, in: Marcus Sigismund/Darius Müller (Hgg.), Studien zum Text der Apokalypse II (ANTF 50), Berlin/New York, 19–30.
  • 2020: Kollation und Auswertung neu zugänglicher Minuskeln der Apokalypse. Ein Addendum zu Text und Textwert VI. Die Apokalypse, in: Marcus Sigismund / Darius Müller (Hgg.), Studien zum Text der Apokalypse III, ANTF 51, Berlin/Boston (im Erscheinen)
  • 2020: Der Apokalypsetext der Handschrift GA 2814. Textkritische und textgeschichtliche Beobachtungen, in: Martin Karrer (Hg.), Der Codex Reuchlins zur Apokalypse: Byzanz – Baseler Konzil – Erasmus, Manuscripta Biblica n.n., Berlin/Boston (im Erscheinen)
  • 2020: Die mehrheitsbildenden Gruppen der Apokalypse-Überlieferung: Textgeschichtliche und editorische Herausforderungen, in: Hugh Houghton et al. The New Testament in Antiquity and Byzantium: Traditional and Digital Approaches, ANTF n.n., Berlin/Boston (im Erscheinen)

Vorträge


  • 2013: Manuscript Copies of the Textus Receptus as a Problem in the Textual Criticism of John’s Apocalypse, Society of Biblical Literature, Novum Testamentum Graecum: Editio Critica Maior Session (23–26. November 2013).
  • 2014: The Byzantine Text of Revelation, Society of Biblical Literature, Novum Testamentum Graecum: Editio Critica Maior Session (22–25. November 2014).
  • 2015: Text und Theologie der Johannesapokalypse. Studien zu ihrer Überlieferung und Auslegung auf Grundlage ihres Handschriftenbestandes, Symposium „Vernetzte Wissenschaft“ an der Theologischen Hochschule Ewersbach (10–11. April 2015).
  • 2015: The Manuscripts of Revelation and the Editio Critica Maior: Progress Report, British New Testament Conference, University of Edinburgh, Book of Revelation Seminar (3–5. September 2015).
  • 2015: The Text of Revelation in GA 2329 and 2351, Society of Biblical Literature, New Testament Textual Criticism Session (21–24. November 2015).
  • 2016: The Selection of the Manuscripts for the Apocalypse ECM, Society of Biblical Literature, Novum Testamentum Graecum: Editio Critica Maior Session (19–22. November 2016).
  • 2018: The Editio Critica Maior of Revelation: New Developments, Retrospects and Prospects, Society of Biblical Literature, Novum Testamentum Graecum: Editio Critica Maior Session (17–21. November 2018)
  • 2019: Pushed to the Margins? Rediscovering the Paratexts in the Revelation Manuscripts, John’s Apocalypse and Cultural Contexts Ancient and Modern / New Testament Textual Criticism Session (23–26. November 2019)

Mitgliedschaften


  • 2013–Gegenwärtig Society of Biblical Literature

Lehrtätigkeiten


  • Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel:
    Einführung ins elektronische Transkribieren (WiSe 2013/2014; SoSe 2014; WiSe 2014/2015; SoSe 2015)

Weitere Infos über #UniWuppertal: